01.2025 Klimawandel: Chancen- und Risikobetrachtungen sind jetzt verpflichtender Bestandteil der ISO-Normen
Das Team von Thinking Circular® unterstützt Sie bei Ihrer Analyse und den Maßnahmen, um die Normanforderungen sicher zu erfüllen und die Resilienz Ihrer Organisation zu steigern!
Internationale Normen und Standards können beim Kampf gegen den Klimawandel und bei den Anpassungen daran eine zentrale Rolle spielen. Die Internationale Organisation für Normung (ISO) hat daher nicht nur ihre zentrale Norm für das Umweltmanagementsystem ISO 14001, sondern auch die Normen für viele andere Managementsysteme überarbeitet, darunter die wichtigen ISO 9001, ISO/IEC 27001, ISO 45001 und ISO 50001. Das Ziel der ISO ist dabei, das Thema Klimawandel noch mehr als bisher auf die Agenda der zertifizierten Organisationen zu bringen, damit diese mögliche Effekte aus dem Umfeld auf die Organisation bzw. mögliche Effekte der Organisation auf das Umfeld früh erkennen, diese Chancen und Risiken bewerten und systematisch adressieren und somit letztlich die Resilienz der Organisation stärken.
Was war der initiale Gedanke?
Der Klimawandel stellt die Welt vor ständig größer werdende Herausforderungen. Organisationen spüren schon heute die Auswirkungen: Lokale Extremwetterereignisse wie Hitzeperioden, Stürme, Überschwemmungen oder Brände häufen sich und gefährden die Gesundheit der Mitarbeitenden, Anlagen und Materialien. Mitarbeiter*innen leiden unter hohen Temperaturen und machen häufiger Fehler. Die Versorgung mit Vormaterialien wird zum Teil unsicherer und die Planungssicherheit sinkt. Der Bedarf an Wasser, auch zum Kühlen, steigt ebenso wie die Kosten. Die Energieversorgung muss umgestellt werden, neue und schärfere gesetzliche und vertragliche Anforderungen werden erlassen. Markterwartungen verschieben sich, mal stetig, mal sofort.
Der Klimawandel als Treiber der nachhaltigen Transformation bietet aber auch Chancen: Disruptive Geschäftsideen werden entwickelt und lösen alte ab. Neue, vielversprechende Produkte und Dienstleistungen drängen auf den Markt, Marktprioritäten und Erwartungen ändern sich dauerhaft.
Was ist konkret geändert worden?
In allen relevanten Normen wird in den Kapiteln 4.1.und 4.2 schon seit jeher von Organisationen gefordert, ihre interessierten Parteien zu kennen und regelmäßig zu betrachten, inwieweit diese die Wirksamkeit ihres Managementsystems beeinflussen können.
Diese bisherigen Anforderungen wurden nun ergänzt: Im Zuge der Kontextanalyse müssen Organisationen künftig die Auswirkungen des Klimawandels systematisch betrachten. Ganzheitlich, d.h. unter Berücksichtigung sowohl aller interessierter Gruppen als auch aller Prozesse sowie spezifisch für die Branche, für die Produkte, die Standorte usw.
Ab wann gilt die Änderung?
Die Aktualisierung erfolgte bereits im Jahr 2024. Da es sich dabei um keine langwierige Änderung der diversen bestehenden Normen handelt, sondern um eine Ergänzung, gilt die Forderung bereits heute. Das heißt, schon jetzt prüfen Auditorinnen und Auditoren im Rahmen der Überwachungs- und Zertifizierungsaudits, ob und wie die Organisation Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigt hat.
Was bedeutet das für die Unternehmen?
Betrachten Sie die Auswirkungen des Klimawandels auf Ihre Organisation und bearbeiten Sie diese, systematisch und ganzheitlich. Erkennen und reduzieren sie Risiken, nutzen Sie Chancen und machen Sie Ihre Organisation so resilient und zukunftsfähig.
Wie sollten Sie vorgehen?
Die Managementbeauftragten als zentrale Koordinator*innen sollten zunächst die oberste Leitung ins Boot holen, diese über die formalen Änderungen informieren und gemeinsam einen regelmäßigen Prozess hierfür etablieren.
Eine breit aufgestellte Gruppe aus Expertinnen und Experten sollte hierbei die möglichen Chancen und Risiken systematisch bearbeiten, d.h. diese zunächst erkennen, dann bewerten und priorisieren sowie gegebenenfalls mit Maßnahmen belegen. Wichtig ist dabei, sich in die Rolle aller relevanten Stakeholder zu versetzen, um keine Punkte zu übersehen.
Die Kernfragen sind:
- Welche strategischen Chancen bestehen für die Organisation durch den Klimawandel? Wo sind deren spezielle Kompetenzen und Stärken gefragt? Was kann beitragen, um den Klimawandel abzumildern oder um Resilienzen zu erhöhen; innerhalb der Organisation, bei Kund:innen, Verbraucher:innen oder bestimmten anderen gesellschaftlichen Gruppen?
- Was kann durch den fortschreitenden Klimawandel Negatives auf die Organisation zukommen? Welche Gefahren existieren? Wie muss sich die Organisation anpassen? Welche Prozesse, Produkte oder Serviceleistungen müssen abgesichert werden?
Nach der ersten Phase, dem Erkennen von Chancen bzw. Risiken, müssen diese einzeln bewertet und priorisiert werden; in der Regel halbquantitativ und unter Betrachtung der beiden Dimensionen
- Wahrscheinlichkeit des Auftretens und
- Schweregrad der Auswirkung beim Auftreten.
Die so als relevant erkannten Chancen und Risken werden dann mit konkreten Maßnahmen belegt und systematisch bearbeitet. Wichtig ist, dass diese Analyse keine Einmal-Betrachtung sein kann, sondern regelmäßig wiederholt werden muss, weil sich sowohl die Organisation als auch deren Umfeld verändern kann: Chancen und Risiken können sich entwickeln, Bewertungen können angepasst werden, ergriffene Maßnahmen wirksam oder unwirksam sein.
Sie haben generelle Fragen zu dieser neuen ISO-Anforderung? Sie benötigen Unterstützung beim Erkennen und Management Ihrer Chancen und Risiken? Sie suchen Hilfe bei der Festlegung und Nachverfolgung von sinnvollen Korrektur- und Vorbeugemaßnahmen? Sie fragen sich, wie das mit anderen gesetzlichen Anforderungen kombiniert werden kann?
Das kompetente und erfahrene Team von Thinking Circular® steht für Sie bereit.
Autor: Dr. Thomas Jagella