Nachhaltigkeit in deutschen Unternehmen – viel Luft nach oben

Nur 0,15 % der Unternehmen in Deutschland sind nachhaltig orientiert. Das belegt eine gerade vorgelegte Studie, die der Rat für Nachhaltige Entwicklung beauftragt hat.

Genauer gesagt sind das insgesamt nur 5.837 Unternehmen. Davon sind 18% Freiberufliche, Wissenschaftler, Techniker oder Dienstleistungsunternehmen, 22% Verarbeitendes Gewerbe und 10% Handel. Demnach sind 3 Millionen Unternehmen nicht nachhaltig, interessieren sich nicht für Nachhaltigkeit oder können mit dem Begriff Nachhaltigkeit nichts anfangen. Das ist sehr viel Luft nach oben. Und offenbart damit die Umsetzungsschwierigkeiten, die bestehen.

Dabei sind einige Rahmenbedingungen und Vorgaben längst vorhanden. Schon seit 2011 sind die europäischen Mitgliedsstaaten zur Erstellung einer Umweltbilanz verpflichtet. Diese fließen dann in eine „Europäische umweltökonomische Gesamtrechnung“ ein (Verordnung 691/2011/EU). Weitere Informationen haben wir am Ende des Berichts zusammengestellt.

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz erhöht sich der Druck auf die Unternehmen. Damit kann sich fehlende Nachhaltigkeit sehr schnell zu einem Kostenfaktor entwickeln. Doch was hindert Unternehmen daran, sich nachhaltig zu orientieren? Gleichgültig ob KMU oder Großindustrie, das fehlende Wissen zu Nachhaltigkeit liegt häufig an fehlendem Interesse und umgekehrt. Dabei gilt das für die Führungsebene ebenso wie für die MitarbeiterInnen. Darüber hinaus wird das eigene Portfolio häufig als nicht nachhaltig wahrgenommen. Oder es besteht keine Klarheit darüber, wie CSR in das Unternehmen integriert werden soll. Zusätzlich kommt zu engen personellen Kapazitäten oft fehlende Unterstützung durch das Management. Das führt auch zu fehlendem Interesse bei den MitarbeiterInnen. Last but not least hindern schwierige wirtschaftliche Verhältnisse Unternehmen daran, neue Wege zu beschreiten. Besonders dann, wenn sie sich daraus kommerzielle Nachteile erwarten.

Nachhaltigkeit bringt Vorteile für Unternehmen jeder Größe

Genauso vielfältig sind jedoch die Vorteile und damit die Gründe für ein Unternehmen beliebiger Größe und Branche, sich nachhaltig zu orientieren. Manche der Gründe werden von außen an die Unternehmen herangetragen: die Übernahme ökologischer Verantwortung ist seit dem Ausruf von Greta Thunberg „How dare you“ 2018 auf der Weltklimakonferenz in das Bewusstsein von UnternehmerInnen und KundInnen gerückt. Dazu kommen mehr und konkretere politische Festlegungen auf vielen Ebenen, die zum Handeln zwingen.

Das gilt ebenso für die lauter werdenden Forderungen von Interessengruppen nach sauberer Luft, erneuerbarer Energie, weniger Lärm, fairem Handel oder giftfreier Ware, die nicht überhört werden können. Denn Kunden und Investoren schließen sich solchen Forderungen mittlerweile an. Aus diesem Grund lohnt es sich, genau hinzusehen, um Innovationspotential und Wettbewerbsvorteile durch die Darstellung des eigenen, nachhaltigen Handelns im Unternehmen zu erkennen, Einsparpotentiale zu identifizieren, zum Beispiel durch Ressourcenschutz und Circular Economy. Und damit gleichzeitig die Reputation des Unternehmens zu erhöhen. Das bedeutet Motivation für die Beschäftigten und reduziert die Fluktuation. Gleichzeitig erhöht es die Chancen, in einem engen Arbeitsmarkt junge Talente anzuwerben.

Viele gute Gründe also, in eine Strategie zur Nachhaltigkeit und den CSR Report einzusteigen und auch darüber zu reden. In vielen Branchen gibt es bereits renommierte Label wie das Bio-Siegel, das Grüner Strom Label oder die EMAS Zertifizierung. Es gibt Verbände wie den Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. und Vereinigungen wie zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V.. Ehrgeizige UnternehmerInnen stellen sich der Herausforderung, die dort ausgelobten Preise und Rankings zu erreichen. Eine echte win-win Situation mit viel Luft nach oben.

 

Hilfe auf Ihrem Weg in die Nachhaltigkeit:

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales bietet mit dem CSR Made in Germany ein Berichtsformat für „Corporate Social Responsibility““. Daneben ist der Rat für Nachhaltige Entwicklung RNE beauftragt, die globalen Nachhaltigkeitsziele in der Wirtschaft umzusetzen. Auch  bietet er vielfältige Unterstützung bei der in die Zukunft gerichtete Integration von ökologischen und sozialen Themen in alle Bereiche der Wirtschaft: globale Liefernetzwerke, Branchenforen, Rechnungslegung oder Finanzmarkt.

Zusätzlich bietet der RNE mit der Plattform Deutscher Nachhaltigkeitskodex DNK einen niedrigschwelligen Einstieg in die Nachhaltigkeits-Berichterstattung. Nicht nur für kleine und mittlere Betriebe. Darüber hinaus gibt die Bundesregierung mit ihrem Klimaschutzplan Orientierung und Perspektive für jedes Unternehmen, das bereit ist, genau hinzusehen. Zusätzlich fördert   die EU Taxonomie die Investition in grüne und nachhaltige Projekte.

Und es bestehen weitere nationale Normen und Regelungen für Deutschland. Der Deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK), welcher sich vor allem an börsennotierte Unternehmen richtet, beinhaltet Standards guter und verantwortungsvoller Unternehmensführung. Dabei muss die Wertschöpfung nachhaltig ausgerichtet sein. Die Empfehlungen des DCGK sind nicht verpflichtend. Dennoch besteht für börsennotierte Aktiengesellschaften eine implizite Verpflichtung zur Umsetzung, da Vorstand und Aufsichtsrat gem. § 161 AktG jährlich eine sogenannte Entsprechenserklärung erstellen müssen.

Dabei ist im internationalen Geschäft der Nachhaltigkeits- oder CSR-Bericht häufig und zunehmend das anerkannte Rahmenwerk der Global Reporting Initiative GRI, während kleine Unternehmen eine Erklärung zum DNK erstellen.

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