Ein Jahr nach DANA

Der Regierungschef geht

Die fürchterliche Flutkatastrophe in Valencia im Jahr 2024 führte am 3. November 2025 zu politischen Konsequenzen. Der konservative Regierungschef Mazón hat seinen Rücktritt angekündigt, nachdem am Morgen die Journalistin, mit der er am Tag der Flut ein Geschäftsessen hatte, vor Gericht aussagte, Mazón habe permanent auf seinem Handy geschrieben. All dies und die Verantwortlichkeit des Regierungschefs wird gerichtlich geprüft. Mazón hatte bisher behauptet, sein Handy sei beim Essen ausgeschaltet gewesen. Er scheint mit dieser Aussage einer Lüge überführt, eine Überforderung hat er in den Medien bereits eingestanden. Aber was bedeutet das für eine neue Regierung, die auch erst nach einer Neuwahl agieren kann?

In Valencia stehen zahlreiche Herausforderungen an, um die Region nach den verheerenden Überschwemmungen im Jahr 2024 widerstandsfähiger zu machen. Neben der dringenden Verbesserung von Krisenvorsorge und Warnsystemen muss auch die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Netzwerken und der Zivilgesellschaft intensiviert werden, um langfristig effektivere Lösungen zu finden.

Vernetzung der Flutregionen Ahrtal und Valencia

Die Zeitung „Las Provincias“ hat uns im Sommer anlässlich des Jahrestages der Flut im Ahrtal 2021 und einer Fachkonferenz besucht. Ihre filmische Dokumentation fasst zusammen, wie sie die Herausforderungen im Vergleich der Regionen sehen. Sie betonen dabei, dass ohne Mitgefühl für die Betroffenen auch keine Lösungen erarbeitet werden können, weder an der Ahr noch in Valencia. Wir bedanken uns vor allem bei Jorge Alacid López, dem Chefredakteur, und Amalia Yusta Gamez für die großartige Dokumentation. Den Film möchten wir hier unbedingt empfehlen!

Sicherlich werden jetzt zivile Akteure im Wahlkampf die Bewerberinnen um die Ämter an ihren Positionen zu konkreten Maßnahmen messen. Wir wollen hier deshalb gerne zusammenfassen, worauf es ankommt, um der Region zu helfen.

Verbesserung der Krisenvorsorge und Warnsysteme

  • Reaktion auf gescheiterte Warnungen: Die massive Kritik am verzögerten und ineffektiven Warnsystem im Oktober 2024 erfordert eine komplette Überarbeitung des Systems.
  • Verbesserte Kommunikation: Verzögerungen zwischen der Herausgabe meteorologischer Warnungen und der tatsächlichen Benachrichtigung der Bevölkerung müssen beseitigt werden. Ein schnelles und direktes Warnsystem für Mobiltelefone (ES-Alert) muss zuverlässig funktionieren und sofort bei Gefahr ausgelöst werden können.
  • Stärkung der Infrastruktur: Der Ausbau von effektiveren städtischen Entwässerungssystemen, Dämmen und Rückhaltebecken ist notwendig, um zukünftige Sturzfluten abzumildern. Wasser braucht Raum, dafür muss gesorgt werden.
  • Striktere Bauvorschriften: Angesichts des Schadens, der durch unregulierte Bebauung in Überschwemmungsgebieten verursacht wurde, müssen Bauvorschriften verschärft und strengere Bebauungspläne durchgesetzt werden.

Einbindung von Wissenschaft und Zivilgesellschaft

  • Koordination mit Forschenden: Die Regierung muss die Expertise von Klimawissenschaftlern, Hydrologen und Katastrophenschutzexperten nutzen, um Risikobewertungen zu erstellen und Präventionsstrategien zu entwickeln.
  • Bürgersensibilisierung und Aufklärung: Die Bevölkerung, insbesondere in den am stärksten gefährdeten Gebieten, muss über die Risiken und Verhaltensregeln in Notfällen besser aufgeklärt werden.
  • Zivile Gruppen in die Planung einbeziehen: Die Erfahrung und das Wissen ziviler Gruppen, die oft als Erste vor Ort waren, sollten in die Katastrophenschutzplanung einfließen.
  • Stärkung von Freiwilligen und Organisationen: Organisationen wie das Rote Kreuz müssen in Notfällen die benötigte Unterstützung erhalten, um bei der Ersthilfe und längerfristigen Erholung besser helfen zu können.
  • Förderung der Community-Resilienz: Durch Bildungsinitiativen und regelmäßige Übungen kann die Eigenverantwortung der Bevölkerung gestärkt und die Fähigkeit zur Selbsthilfe verbessert werden.

Langfristige Resilienz aufbauen

  • Ganzheitlicher Ansatz: Ein umfassender, ressortübergreifender Ansatz, der die Vernetzung von menschlicher, tierischer und Umweltgesundheit berücksichtigt, ist entscheidend, um den Auswirkungen extremer Wetterereignisse entgegenzuwirken.
  • Psychologische Unterstützung: Die Bereitstellung von psychologischer Hilfe für die Opfer der Überschwemmungen und langfristige Erholungspläne sind entscheidend für die psychische Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaft.
  • Überwindung der politischen Spaltung: Eine effektive Zusammenarbeit zwischen der Regionalregierung und der spanischen Zentralregierung ist unerlässlich, um Verzögerungen und Verwirrung im Katastrophenfall zu vermeiden.

Zum Nachlesen empfehlen wir die PERC-Studie der Zurich Foundation, welche die Notwendigkeiten wissenschaftlich fundiert auflistet. Sie kann jetzt im Wahlkampf als Fragekatalog dienen.

Beitragsfoto Las Provincias, Iván Arlandis

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