Lernen nach der Flut Abfallwirtschaft im Focus

Was können wir für die Abfallwirtschaft aus der Flutkatastrophe lernen? Meine Unternehmensberatung Thinking Circular® hat ihren Sitz im Landkreis Ahrweiler, darum befasste ich mich, auf der Suche nach der Antwort, seit Juli 2021 mit genau dieser Frage.

Die Motivation ist persönlich: Hochwasser ist für mich ein Trauma. Der Flashback holte mich am Morgen des 15. Juli 2021 schnell ein. Mein Trauma heißt Kyrill und traf mich 2007 im Westerwald. Ein Baum von oben, die Sieg von unten, von allen Seiten Wasser in unserem Haus. Die Flutkatastrophe im Ahrtal brachte mir die Bilder, die Gefühle und die Existenzängste von damals zurück. Mir war klar, ich will helfen und beitragen.

Der Wiederaufbau war auch 2007 schon langwierig und hat mich ungeduldig gemacht. Die Versicherung zahlte, aber nicht sofort. Staatliche Hilfen gab es für mich nicht. Spenden gab es auch nicht. Handwerker kamen, aber nicht sofort. Als das Chaos bewältigt war, kam die Schlaflosigkeit. Ich wusste, jetzt brauche ich Unterstützung, eine psychologische Begleitung. Das Trauma hat mich gezwungen, mich auf Neues einzulassen, mit der Angst umzugehen. Das führte zu Entscheidungen, die mich zu den nächsten Schritten in meinem Leben brachten. Ich verkaufte das Haus. Neuer Ort, neues Glück. Für mich traf das zu. Ich konnte die Angst hinter mir lassen und in meiner politischen Rolle gegen die Ursachen des Klimawandel tatkräftig mitwirken. Aktiv gegen die Ursachen des Klimawandel wirken, aktiv werden für Klimaanpassung und aktiv gegen Gefühle von Hilflosigkeit wirken, das war und ist das Rezept in meinem Leben. Selbst wirksam zu werden, selbstwirksam sein.

Aus der eigenen Erfahrung für die Zukunft lernen

In meiner Wahlheimat Rheinland-Pfalz durfte ich nach meiner persönlichen Katastrophe des Sturm Kyrill, der Atomkatastrophe von Fukushima und dem Skandal am Nürburgring ab 2011 für eine Wahlperiode Ministerin für Wirtschaft, Klima, Energie und Landesplanung für Bündnis 90/Die Grünen sein. Ich erlebte, welchen Einfluss diese Katastrophen auf unser Leben nahmen und welche Lernerfahrung in der Gesellschaft daraus möglich wurden. Veränderungen wurden möglich. Was würden wir aus der Flutkatastrophe an der Ahr mitnehmen?

Lassen Sie mich das beschreiben: Am Morgen des 15. Juli 2021 stand ich in einem Ferienhaus in Norddeutschland, wollte eigentlich Urlaub machen. Aber an Entspannung war nicht mehr zu denken. Auch das Haus, in dem ich in Bad Bodendorf noch 2019 wohnte, war betroffen und ist bis zur Fertigstellung dieser Dokumentation noch nicht wieder bewohnbar. Ich spürte den Schock, die Angst, das Adrenalin. Und konnte mein Schicksal kaum fassen, davongekommen zu sein.

Unser Betrieb in Niederzissen liegt hochwassersicher auf der Höhe, doch an Arbeit oder Normalität war auch hier nicht zu denken. Wir halfen, wo wir konnten. Und das ganze Ausmaß der Katastrophe wurden jeden Tag deutlicher. Nach dem ersten Aufräumen, dem Schlamm schippen und Müll raus tragen beschloss ich, genau hinzuschauen, wie wir mit dieser Situation umgehen würden und was wir in meiner Heimat lernen könnten. Das war der Moment, in dem ich beschloss, jeden Tag in einem Logbuch festzuhalten wie der Umgang mit Hochwasserabfällen gemanagt würde.

Keine Welt ohne Abfall nach der Katastrophe

Warum gerade ein Focus auf die Hochwasserabfälle? Ich wollte mich an dem orientieren, was mich immer geleitet hat: Die Vision ist eine Welt ohne Abfall. C02 ist Abfall in der Atmosphäre. Klimaschutz, Umweltschutz und Wirtschaft gehören zusammen. Das müsste doch hier auch bewiesen werden können. Oder konnte es das nicht? In dem Fall würden die Kippeffekte im Ablauf den Klimawandel noch begünstigen. Könnte das nachgewiesen werden? Die Frage lag auf dem Tisch, denn niemand hier wollte die Hochwasserabfälle, die mit Schlamm und Heizöl überzogen sind, in der Landschaft haben, noch auf einer Deponie sehen. Und Verbrennen lässt sich die Schlammmasse sehr schlecht. Hier lag ein Problem. Das war sofort klar.

 

Der nun vorgelegte Bericht ist umfangreich

Nun liegt der Bericht vor. Auf 100 Seiten fasst er zusammen, wie die Manager*innen der Abfallwirtschaft nach der Flut im Juli 2021 im Landkreis Ahrweiler den riesigen Mengen an Hochwasserabfällen Herr werden konnten. Dabei bildet der Bericht nicht nur die Stoffströme ab und zeigt, wo welche Mengen in welcher Qualität angefallen sind, sondern gibt auch tiefe Einblicke in die Organisationsstrukturen, Kommunikationswege, Herausforderungen und Lösungsmechanismen.

111 Bilder, zahlreiche Grafiken und Tabellen ergänzen mit einer umfangreichen Faktensammlung die Beobachtungen der Manger*innen der Abfallwirtschaft. Sie haben uns in wöchentlichen Interviews dargelegt, welche Herausforderungen auftraten und wie diese gelöst wurden oder gelöst werden sollten. Wissenschaftler*innen und Politiker*innen haben jetzt mit diesem Bericht einen Fundus an Information. Über 200 Seiten Anlagen finden sich in einem weiteren Dokument, welches der Wissenschaft und Politik zur Bewertung ebenso vorgelegt wird. Der Bericht geht sowohl der Landesregierung als auch dem Landtag zur weiteren Bewertung der Ergebnisse zu.

Der Bericht ist mit Zitaten der interviewten Manager*innen gespickt. Die lebendigen Beschreibungen und die vielen Bilder machen den Lesenden die Lektüre leicht. Zudem versprechen viele Verlinkungen zu Videos oder anderen weiterführenden Informationen noch mehr Hintergrund. Die beim Bericht angesetzten Quellenangaben sind umfangreich und entsprechen ebenfalls wissenschaftlichen Standards.

Hier geht es zum Bericht

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